„Alltagsrassismus“ (Brief an den Beobachter)

„Alltags-Rassismus“ (Brief an den Beobachter)

 

„Als massive Menschenrechtsverletzung empfinde und beurteile ich den Status der vorläufigen Aufnahme, d.h. den F-Status, der im Zusammenhang des Bosnienkriegs auf Druck von Rechtsaussen geschaffen wurde. Die Frage, ob ein „vorläufiger“, Aufenthalt, der immer unter Ausschaffungsängsten steht, Erwachsenen und Kindern genügen kann, die Krieg und Folter überlebten, findet allein schon durch die hohe Anzahl von Therapiebedürftigen mit F-Status eine Antwort.

Der F-Status bewirkt eine ständige Erniedrigung des menschlichen Selbstwertes, auch einen gravierenden Freiheitsentzug. So besteht z.B. keine Wahlmöglichkeit im Wohn- Arbeits- und Weiterbildungsbereich, kein Recht auf Berufsausübung für Intellektuelle, auch nicht für HandwerkerInnen. Nur Hilfsarbeit, höchstens Service- und Putzarbeit werden zugelassen. Dabei gelten ungebührlich niedrige Stundenansätze, wobei die Lohnzahlungen zumeist nicht einmal an die Arbeitenden erfolgen, sondern an die Sozialämter, mit dem Resultat ständiger Abhängigkeit vom Sozialdienst und ständiger Kontrolle aller Ausgaben. Es gibt keine Möglichkeit eines Zukunftsentwurfes, weder für Erwachsene noch für Jugendliche und Kinder. Viele von ihnen werden in der Schule hintangesetzt oder von den MitschülerInnen geplagt; auf der Suche nach Lehrstellen sind sie dauernd benachteiligt. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie eines Tages gewalttätig werden.“

 

„Aus der Psychoanalyse wissen wir, dass alles, was ………… bis 4. Zeile o.k….. bei den letzten Kriegen oder fundamentalistischen Verhärtungen allzu lange die Augen verschlossen. Heute gilt die Diktatur des Marktes, welcher sich die Schweiz blind unterwirft. Wer – aus welchen Gründen auch immer – den Bedingungen dieser Diktatur nicht entspricht oder deren Gesetzen nicht genügt, wird an den Rand gedrängt.“

 

„Es gibt aber auch kritische Kräfte, d.h. Kräfte, die sich für die Umsetzung der Menschenrechte einsetzen. Dazu gehören u.a. die Demokratischen JuristInnen, die sich mit hohem Verantwortungsbewusstsein für rechtlich Benachteiligte einsetzen. Für sie gilt, Fehlentscheide der Behörden – häufig auf Grund von Machtmissbrauch – zu korrigieren.“

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