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Die Swiss Recovery Foundation wurde im Jahr 2018 nach Aufbrauchen des Vermögens in Liquidation gesetzt.
Diese Seite ist daher nur noch eine “in memoriam”-Seite für die Swiss Recovery Foundation.
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Die Swiss Recovery Foundation SRF wurde von Dr.phil Maja Wicki-Vogt im Jahr 2001 gegründet und half seither mittellosen oder sich in schwierigen Verhältnissen befindlichen traumatisierten, psychisch kranken, notleidenden und sonstwie hilfsbedürftigen Menschen. Dazu gehörten Flüchtlinge und Menschen, die in der Schweiz Asyl suchen. Durch Einsatz von Fachleuten, durch Ausbildung, Schulung und durch weitere Hilfsmassnahmen ermöglichte die SRF Stärkung, Genesung, Integration und sichere Existenz.
Gewalt, Not und Krieg hinterlassen nicht nur körperliche Narben
Die Arbeit der SRF richtete sich nach den ethischen Kriterien einer psychischen und existentiellen Rehabilitation von Menschen aus, die infolge Traumata oder Mittellosigkeit der Hilfe bedürfen.
Ein psychisches Trauma ist eine schwerwiegende, nachhaltige Störung oder Verletzung der seelischen Integrität, d.h. des persönlichen Lebenswertes und der existentiellen Sicherheit. Traumatisierend kann jede Art von existenziellem Mangel und von Existenzgefährdung sein:
– Mangel in der Erfüllung wichtiger Grundbedürfnisse
– Beziehungsproblematik in der frühen Kindheit
– Unfälle, Natur- und Zivilisationskatastrophen
– Sexueller Missbrauch
– Waffen- und Körpergewalt
– Erblindung, Gehörverlust, Immobilität etc.
– Todesangst durch politische Bedrohung, durch ethnischen, politischen oder religiösen Fanatismus, Vertreibung und Krieg
– Mitansehenmüssen von Quälerei oder gar Tötung anderer Menschen
– Schwere organische Erkrankungen und chirurgische Eingriffe
– Tod von LebenspartnerInnen und anderen nahen Bezugspersonen
– Hunger und Obdachlosigkeit
– Verfolgung und Vertreibung
Häufig werden durch Gewalt- und Verlusterfahrungen frühere Traumatisierungen reaktiviert, die oft lange zurückliegen und scheinbar vernarbt waren.
Traumata bewirken existentielle Entwertung und damit verbunden das Gefühl sich fortsetzender Lebensgefährdung. Zu den Folgen gehören als retraumatisierende Begleitumstände häufig auch existentielle Probleme rechtlicher Art (Suchtproblematik, Arbeitslosigkeit, problematische Abhängigkeit von Sozialhilfe, nicht mehr kontrollierbare Aggressivität, ungenügender rechtlicher Aufenthaltsstatus und Ausschaffungsgefährdung bei Asylsuchenden u.a.m.).
Traumatherapie bietet Möglichkeiten der sorgsamen Aufarbeitung und Integration der traumatisierenden Erlebnisse an. Angestrebt wird die Rückgewinnung einer der Persönlichkeit entsprechenden seelischen Sicherheit und Lebensqualität. Häufig bedarf es in Verbindung der therapeutischen Hilfe der rechtlichen und existentiellen Unterstützung.
Schwer traumatisierte Menschen bedürfen einer Erfahrung der persönlichen Unbedrohtheit und des Vertrauens, die sich oft erst nach langer Zeit in einer psychotherapeutischen Begleitung und dank juristischer Hilfe einstellen kann. Mittellosigkeit darf diese menschliche Rehabilitation nicht verhindern. Je mehr Zeit zwischen der Traumatisierung und einer einsetzenden Therapie erfolgt, umso schwerwiegender entwickelt sich das posttraumatische Leidenssyndrom.
Leidvolle Schicksale – engagierte Hilfe durch SRF
Die Arbeit der SRF – Beispiele für viele mehr
A. A., geb. 1972, kein Wissen über die Herkunft, wurde nach der Geburt von der Mutter verlassen, lebte während der ersten zwei Jahre als „überlebendes“ Kind in einem Krankenhaus, war darauf ein Jahr lang in einer fremden Familie mit schweren Gewalterfahrungen untergebracht, erlebte im vierten Altersjahr Adoption durch ein verantwortungsbewusstes und liebevolles – damals – kinderloses Ehepaar; seit der Pubertät schwerwiegende psychische Belastungen, Ängste, vielfältiger, jedoch heilbarer Drogenkonsum. Bemühte sich selber um Traumatherapie und gleichzeitig um neue berufliche Ausbildung. Unterstützung bis zum Abschluss.
B. B., geb. 1962, war als Knabe wegen Scheidung der Eltern, Arbeitstätigkeit der Mutter und vielfachem Wohnungswechsel ständig in ein Zimmer eingesperrt, wurde jahrelang vom älteren Bruder sexuell missbraucht, Kontakt- und Lernprobleme in der Schulzeit, seit der frühen Pubertät drogenabhängig, keine Berufsausbildung, angstbesetzt vor jedem öffentlichen Raum, Sektenmitgliedschaft während einiger Zeit, musikbegabt. Bedurfte wegen Strafverfahren anwaltlicher Unterstützung sowie traumatologischer Psychotherapie während einiger Zeit; schliesslich dank guter Berufsausbildung Arbeitsstelle und sichere Lebensmöglichkeit.
F. F., 1978 in Ghana geboren, mit vier Jahren Tod der Mutter und Verschwinden des Vaters, ständige Plagereien und unterster Platz in einer grossen Familie (mehr als 35 Personen), die im gleichen Haus lebte, wurde mit 16 Jahren durch neu verheiratete Tante, sog. „Mutter“, in die Schweiz versetzt und als Dienstmädchen benutzt. Schwere Depressivität, Suizidversuch nach Flucht in ein anderes Haus, Verfolgungs- und Voodoo-Ängste, Gefühle der Verlassenheit und Entwertung etc. Sie bedurfte einer ihrer Kultur gerechten Traumatherapie, Deutschkurse und beruflicher Ausbildung; vor einem Jahr erste Besuchsmöglichkeit der Familie in Ghana; nun abgeschlossene Ausbildung dank der Unterstützung durch die SRF.
G. G., geb. 1956, arbeitete seit der frühen Jugend beim Strassenbau mit, um Eltern und Geschwister zu ernähren, heiratete mit 18 Jahren, hat fünf Kinder, wurde verlässlicher Kranführer, erlebte einen schweren Unfall, der vom Arbeitgeber als “Bagatell-Unfall” bezeichnet wurde, so dass er eine völlig ungenügende Rente zugesprochen bekam; bedurfte der Traumatherapie sowie eines guten versicherungsrechtlichen Anwalts, damit eine IV möglich wurde.
L. L., geb. 1981, kurdischer Herkunft, konnte trotz grosser Armut der Familie das Gymnasium besuchen, wurde Mitglied einer politischen Oppositionsgruppe, mit 17 Jahren verhaftet, gefoltert und war während Jahren in türkischer Gefangenschaft. Das Asylgesuch in der Schweiz wurde bestätigt. Dank der Unterstützung der SRF konnte ein Sprachdiplom in Deutsch und die Ausbildung als Sozialarbeiterin abgeschlossen werden.
Q. Q. mit heute 13jährigem Sohn, musste während des Kriegs in ihrer Heimat auf dem Fluchtweg in den Bergen der Ermordung von Cousinen, Kindern und Männern zusehen, vermisste während einiger Zeit ihren kleinen Sohn, der in einem Bergwald versteckt war, fand ihn nach langem Suchen in extremer Angst wieder, musste miterleben, dass auch ihr Ehemann ermordet und ihr Bruder geisteskrank wurde. Sie lebt in Zürich seit 1995, wurde wegen körperlicher Erkrankung operiert, brauchte sowohl der therapeutischen wie der anwaltlichen Hilfe und dringlich einer besseren Wohnmöglichkeit.
R. R., eine 1966 geborene Frau mit drei Töchtern, lebte infolge der politischen Entwicklung in ihrem Herkunftsland nach der Geburt des ersten Kindes mit diesem beinah zwei Jahre lang eingesperrt in einer verdunkelten Wohnung, Ehemann hatte sie schon vor der Ehe gequält, verschwand dann in ein kriegsbesetztes Ausland, wurde ev. getötet; sie leidet unter vielfachen psychischen Belastungen, wurde krebskrank und musste operiert werden. Heiratete erneut, gebar zwei weitere Töchter. Nach sorgfältiger Traumatherapie allmähliche Genesung.
Seit 2001 im Einsatz für Humanität und Gerechtigkeit
Seit Mitte der 90er Jahre wurden in der Schweiz die tragenden kulturellen Werte einer humanitären Sozialethik immer brüchiger. Die Folgen sind für bedürftige Menschen gerade in psychischer und in rechtlicher Hinsicht schwerwiegend; sie wirken sich auf diskriminierende Weise aus. Dazu gehört die Tatsache, dass Traumatherapie-Kosten – mit Ausnahme der psychiatrischen und psychiatrisch delegierten Behandlung – nicht mehr von den Krankenkassen übernommen werden.
Niedrige oder fehlende Unterstützung kann in Notsituationen existentiell gefährdende Folgen haben. Zu den Hilfebedürftigen gehören u.a. beziehungsbelastete, entwicklungs- und/oder drogengefährdete Jugendliche, Arbeitslose und weitere gesellschaftlich Marginalisierte, ebenso eine grosse Anzahl traumatisierter Flüchtlinge, von denen viele zusätzlich unter diskriminierenden Lebensbedingungen oder unter drohender Wegweisung leiden. Um Existenzwert und persönliche Sicherheit zurückgewinnen zu können, bedürfen viele dieser Menschen einer Traumatherapie, einer stützenden rechtlichen Hilfe sowie einer existentiellen Rehabilitation und Zukunftssicherheit durch Ausbildung und Weiterbildung.
Gemäss vielfacher wissenschaftlicher Beobachtung ist unumstritten, dass eine sorgfältige Therapie psychisch verstörender Traumaerfahrungen sowie eine rechtliche Sicherheit nicht nur schwerwiegende Spätfolgen bei den Traumaopfern selber, sondern auch in der zweiten und dritten Generation zu verhindern vermögen. Gerade für ein gutes Zusammenleben zwischen den Generationen wie zwischen einheimischer und ausländischer Wohnbevölkerung ist es wichtig, dass Gewalt- und Verlusterfahrungen verarbeitet werden können, nicht zuletzt auch aus Gründen der Prävention erneuter Gewaltanwendung. Diese geschieht nicht selten als untaugliches Mittel der Verarbeitung ungeheilter psychischer Verletzungen.
Auf Grund dieser Dringlichkeit wurde im Sommer 2001 die Swiss Recovery Foundation SRF gegründet. Sie bezweckt, durch angemessene Honorierung von Fachpersonen (Psychotherapeutinnen, JuristInnen, ÜbersetzerInnen) sowie – falls erfordert – durch Direkthilfe bedürftigen traumatisierten, psychisch kranken und notleidenden Menschen aus der Schweiz sowie Asylsuchenden und Flüchtlingen die benötigte Stärkung sowie rechtliche und therapeutische Unterstützung, sprachliche Weiterbildung und berufliche Ausbildung zu ermöglichen.
Mitglieder des Stiftungsrats
Dr.phil. Maja Wicki-Vogt / Dr. med. Yvonne Schoch, Luzern und Zürich / RA lic. iur. Peter Frei, Zürich
Patronats- und Matronatskomitee
NR Cécile Bühlmann / Dr. iur. Rolf Bloch / NR Dr. med. Franco Cavalli / Dr. phil. Hans Saner
Administration: Regula Howald, Zürich