Älter werden, allein und gemeinsam, zunehmend angstfrei

      

Vorwort für: Margareta Hehl, Barbara Zohren, “Neue Wohnform für Mutige – Eine Generation revolutioniert ihre Zukunft”, verlag die brotsuppe, Biel 2015, ISBN 978-3-905689-59-4

 

Älter werden, allein und gemeinsam, zunehmend angstfrei

 

„Alles altert, auch die Sonne, auch der Wind. An einem Nebelmorgen hocken die Möwen auf dem Steg, mit ihrem novemberlichen Schrei. Selten genug zerreisst ein Reiher ‚das Porzellan des Abends‘ mit seinem krächzenden Ruf. Vor wenigen Jahren waren die Reiher häufiger, sassen öfter nebenan, auf einem bestimmten Bau: dort hatten einmal Milane ihren Horst gebaut. (….)

Alle altern, Möwen, Reiher, Enten.

Es altert der Mensch, es altert die Natur.

Von den kleinen Singvögeln sagt man: was im folgenden Jahr in denselben schier unendlichen Schwärmen über dieselben Pässe zieht, ist, im Schnitt, immer schon die nächste Generation. Kleinere Vögel altern rascher als grosse.

Junge Menschen altern schneller als ältere. Erst Greise altern wieder mit atemberaubender Geschwindigkeit, so dass man es sieht. (….) – Vorgänge, die nicht rückgängig zu machen sind“[1].

Werden wir uns zuerst des eigenen Älterwerdens bewusst oder des Älterwerdens der nächsten Anderen? Geschieht es über die Sinneswahrnehmungen, über das Sehen oder Hören oder über taktile Erfahrungen, die unmissverständliche Veränderungen kund tun, Rillen und Flecken auf der Haut, ergrauendes Haar, ein Erschlaffen der Muskulatur, ein schnelleres Ermüden der Gelenke, eine Verdunkelung des Blicks und der Stimme, vieles mehr, das an die Übergänge vom Sommer und in den Herbst, ja in den Spätherbst und ins allmähliche Erfrieren der Natur erinnert? Oder mahnt uns das Schwinden der Erinnerung und des Erkennens von Gesichtern, der zeitlichen und örtlichen Orientierung, des Interesses an den Geschehnissen in der Welt an den allmählichen Abbau unserer Kräfte? Wann setzt das Älterwerden ein? Möglicherweise, je nach Erfahrung und körperlichem Zustand, schon sehr früh?

Als ich mit sechs Jahren, bald nach Kriegsende, von einem Auto überfahren wurde und nach langem Spitalaufenthalt nicht mehr gehen konnte, erschien ich mir älter geworden zu sein wie alle anderen Menschen in meinem Umkreis, ähnlich alt wie die Menschen, die ich aus dem Altersheim kannte und die ebenfalls nicht gehen konnten. Älterwerden erschien mir als Kind nicht mit der Anzahl an Jahren in Verbindung zu stehen, sondern mit der Einschränkung oder gar mit dem Verlust des Gehens, überhaupt mit den Möglichkeiten, die für mich Freiheit bedeuteten. Älterwerden wie auch Sterben waren nicht in Frage zu stellen, so erschien es mir schon vor dem Unfall und der Rückkehr aus dem Spital ins Haus am Waldrand. Hatte nicht die Tochter aus dem Schuhgeschäft ebenfalls nicht gehen können, sondern hatte mit schneeweissem Gesicht still in einem Sessel gesessen und eines Tages in einem Sarg gelegen? Ich kann mich nicht erinnern, dass das eine oder das andere tragisch auf mich wirkte, sondern eher aussergewöhnlich und beachtenswert. Älterwerden hatte nichts mit dem Zeitablauf zu tun wie Morgen und Abend, sondern betraf den Körper, körperliche Veränderungen. Als ich mit Hilfe eines kaum viel älteren Knaben aus Wien und einer Seifenkiste, die er für mich baute, das Gehen wieder lernen konnte, glaubte ich erst kaum an die Möglichkeit, das Älterwerden innezuhalten. Fühlte ich mich wieder jünger? Nicht vom Zeitgefühl her, aber ich war froh, wieder gehen zu können. Vermutlich war es das erste Bewusstwerden von Glück.

Ähnliche Erfahrungen des Alterns oder des Altseins wurden mir mehrmals überstülpt wie Mahnzeichen. Es war das Gefühl der Erschöpfung als ich etwa dreissig Jahre alt war, fünf Kinder geboren hatte, von denen eines nicht leben konnte, meine nächste Freundin verlor, weil sie nicht mehr leben mochte, ohne Studienabschluss Geld verdienen musste mit Unterrichten und Übersetzen, in einer Ehe mit wachsender Entfremdung lebte, Hilfe brauchte und keine finden konnte. Dann mit dreiundvierzig Jahren, nach Abschluss des Studiums und der Scheidung, war es ein Empfinden knappen Überlebens und konstanter Müdigkeit, pausenloser beruflicher Pflichten und schwer zu realisierender Begleitung meiner heranwachsenden Töchter und Söhne. Mit knapp fünfzig Jahren, nach Erfahrungen von Mobbing und unvorbereiteter Kündigung der Arbeitsstelle, kannte ich zutiefst das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber vielfacher Täuschung, Enttäuschung und Entwertung. Mit sechzig Jahren geschah nach einer Hirnblutung eine Erfahrung des endgültigen Weggleitens, des Aufgenommenwerdens im Abendlicht, der grossen Verwirrung, auch des Sprach- und Gehverlustes  nach dem Erwachen aus langem, komatösem Schlaf, in langsamen Schritten das Rückgewinnen aller Fähigkeiten, ein Gefühl grosser Dankbarkeit für die fortgesetzten Möglichkeiten des Lernens und für die liebevolle Nähe meiner Söhne und Töchter, meiner Freundinnen und Freunde, ein Gefühl, das sich fortsetzt und vertieft, bis in die aktuelle Lebenszeit, schon einiges über siebzig, im Älterwerden nun erfahren, nicht mehr der Warnzeichen bedürftig, angstfrei und wissenshungrig angesichts der letzten Etappe des Lernens.

Älter werden gehört zu den „Vorgängen, die nicht rückgängig zu machen sind“, wie Walter Vogt 1981 mit dem Blick auf sich selber festhielt, als er 54 Jahre alt war und sein Tagebuch als „Roman“ unter dem Titel „Altern“ veröffentlichte. Das Buch gehörte zu den späteren unter den mehreren Dutzend Werken, seit er 1965 mit „Husten. Wahrscheinliche und unwahrscheinliche Geschichten“ begonnen hatte zu publizieren und 1966 mit „Wüthrich. Selbstgespräch eines sterbenden Arztes“ von der Schweizerischen Ärztezeitung als Nestbeschmutzer verurteilt wurde. Walter Vogt  scherte sich nicht darum und unterwanderte 1967 mit „Melancholie. Die Erlebnisse des Amateur-Kriminalisten Beno von Stürler“ erneut die bürgerliche Gesellschaft, zu der er als Offizier und als Arzt gehörte und zu der er nicht gehören mochte. Als 1971 die „Gruppe Olten“ gegründet wurde, die sich vom konservativen Schweizerischen Schriftstellerverband löste, war er Gründungsmitglied, so wie er auch Mitglied bei anderen Vereinigungen war, die für das kritische politische Denken im öffentlichen Raum eintraten, unter anderen bei der Internationalen Vereinigung „Ärzte gegen den Atomkrieg“  wie auch bei der AIDS-Hilfe Bern. Gleichzeitig war er verheiratet und Vater von drei Söhnen, lebte in Muri bei Bern und arbeitete als Radiologe im Spital Tiefenau, bis er sich mit vierzig Jahren zusätzlich als Psychiater ausbilden liess, Gutachten für junge Männer schrieb, die aus dem Militärdienst austreten wollten und sich zunehmend mit den Wirkungen und Folgen der neu auftretenden Drogen befasste, mit LSD, Marihuana, Meskalin, mit Amphetaminen und weiteren. Zwei Jahre später begann er, diese selber einzunehmen, in erster Linie um von den Auswirkungen Kenntnis zu haben, doch ebenso, wie Lisbeth Vogt, seine Frau einmal bestätigte, um bessere Kenntnis seiner selbst zu finden, seiner eigenen Fragilität und seiner Bisexualität resp. seiner Weiblichkeit als Mann, bis die Abhängigkeit von diesen Stoffen immer beklemmender wurde und er beschloss, sich während einigen Jahren als Patient zurückzuziehen. Mit dem 1980 erschienenen Buch „Erinnern und Vergessen“ legte er Rechenschaft ab über die komplexen Erfahrungen dieser Zeit, über die Veränderungen in der Wahrnehmung der Realität, über die Rauschzustände und die Folgen von gesteigertem Misstrauen, von Schlaflosigkeit, Aggressionen und Ängsten sowohl während der vielschichtig erlebten Sucht wie während des Entzugs und der schwierigen, allmählich gelingenden Rückkehr zum unabhängigen Leben.

Schreiben war für Walter Vogt in allen Phasen des Lebens „ein Zwang, eine Lust, eine Sucht“ wie alles, „was mehr spielerisch erfolgt, nicht so sehr im Klammerbegriff tödlicher und lebenserhaltender biologischer Zwänge als kindlich polymorph-pervers. So wie künstlerische Möglichkeiten von Kindern.“[2] In den Jahren der „anderen Realität“ waren Schreiben und Zeichnen ein manischer Dialog mit den sich offenbarenden, raummässig entgrenzten und gleichzeitig linienförmig festhaltbaren Innenwelten, wie er 1987 in „Dröx. Zeichnungen und Werkbericht“ erläutern konnte. „Es musste wohl so kommen, dass unser kaum mehr bürgerliches, jedoch immer perfekter, engmaschiger, unausweichlicher  – von Funktionären, auf Zahlen und auf die Schrift an der Wand, die Zeichen auf ihren Videoschirmen starrenden Untoten, die sie einzulesen, aber nicht mehr wirklich zu lesen vermögen -, beherrschtes und ins Ungewisse, kann sein, in den Abgrund geführtes Zeitalter zu immer stärkeren Mitteln, Substanzen greifen musste, um diesen Zwängen und Delirien wenigstens für Augenblicke zu entrinnen, um wenigstens für Augenblicke überhaupt zu sehen.“[3]

Die Nähe zur Natur, zum Murtensee mit den golden flimmernden Sommerabenden und dem Feuerlicht im Herbst, zu den Wolken und Vögeln in allen Jahreszeiten hatte Walter Vogt nie verloren. War er alt, als er 1988 mit 61 Jahren starb? „Das Alter der Alten erkennt man am untrüglichsten an der Haut des Handrückens. Am Handrücken werden auch nur selten kosmetische Operationen ausgeführt. Dann plötzlich, die Konfrontation mit der eigenen alternden Haut. Der gute Rat, in der Zukunft zu leben, wird von einem bestimmten Alter an zynisch. (…) Das Leben ist ein System von Gewohnheiten in der Zeit. Im Alter erstarrt das System, es schwindet die Zeit.“[4] Seine Lebenserwartung hatte er, im Gegensatz zur Grossmutter seines Freundes C., die 107 Jahre alt werden wollte, auf 64 oder 65 Jahre angesetzt, „aus gar nicht so schlechten Gründen“, wie er festhielt. Doch seine Kräfte waren früher erschöpft, sein Leben schneller erfüllt.

Walter Vogt hatte die Art des Älter- und Altwerdens nicht geplant, jedoch hellsichtig erlebt. Er liess es zu und nahm es „wahr“. Er blickte in den Spiegel und blickte nicht weg. Krank sein, auch irre sein gehörten nicht weniger dazu wie Speisen und Wein geniessen oder schwimmen im See, die Nähe von Freunden oder von Lisbeth wünschen, das Gespräch nicht scheuen, sich mit Insekten und Tieren befassen wie mit dem Buch Jesaja und dem Buch Amos, mit Gott, „der uns nur als Sündige, Schuldner, Schuldige, Sünder er-kennt[5]. Theorien wälzen mochte Walter Vogt nicht, dagegen nahm er das eigene Fragen ernst und seine Lust, Tabus zu streifen und zu überwinden. Was er in einer früheren Lebensphase Beno von Stürlers kriminologischen Erlebnissen und Untersuchungen in „Melancholie“ anvertraut hatte, setzte er in einer späteren persönlich fort: an sich selber die Veränderungen beobachten, die Variationen des Alterns, mit Genauigkeit und ohne Beschönigung, unerschrocken, wenngleich manchmal erschrocken, oft mit leichtem Schalk. Auch mit dem Rollenwechsel vom Psychiater zum Patienten in den Jahren der Drogenbelastungen und des Rückzugs in die Psychiatrie hatte er nicht an der Dringlichkeit der Erfahrung gezweifelt. Er gab sich selber nie auf, ebenso wenig wurde er von jenen, die im nahe standen, im Stich gelassen, weder von Lisbeth noch von seinen Freunden, mit denen er zum Teil zusammenlebte, auch in den späteren Jahren nicht, als er wieder andere Krisen kannte und auch diese hinter sich lassen konnte.

Als ich Kenntnis bekam von der Entstehungsgeschichte der Wohnformen im „Stürlerhaus“ am Berner Altenberg fragte ich mich, ob dort ein Älterwerden realisiert werden kann, das für Walter Vogt zu planen und zu organisieren kaum vorstellbar war, das er jedoch brauchte: frei leben und gleichzeitig mit Anderen leben, deren Nähe selber gewählt werden kann. In einem Moment des Schreibens hielt er einmal eine fast magisch anmutende Vision fest, die er jedoch mit einer kritischen Pointe wieder in Frage stellte, mit dem Zweifel, ob die subjektive Sichtweise des Schönen und Guten mit jener der anderen übereinstimmen kann, im Bewusstwerden der eigenen Begrenztheit.

„Einiges hat sich im Lauf der Jahre verändert: Unsere Kinder sind zu Jugendlichen, zu jungen Erwachsenen geworden, spielen nicht mehr abends laut rufend um das Haus. Aus Schülern sind Lehrlinge, Studenten, Berufsschüler, Berufsleute geworden.

Sie kommen nur noch selten.

Auch die Alten haben ihre Krisen durchgemacht.

Schwer zu beschreiben: das Altern einer ganzen Gruppe, einer Tschechow‘schen Sommergesellschaft – auf dem Hintergrund von Sommern, die ihrerseits keineswegs unveränderlich sind.

Auch die Sommer altern.

Man müsste die lauen Abende nach heissen Sommertagen beschreiben: wie wir da sitzen, schweigend, plaudernd auf dem Steg, auf die nächtliche Kühle wartend. (…)

Man bewundert den Mond, wie er über dem See aufgeht, erinnert sich der gemeinsam am Fernseher erlebten ersten Mondlandung. Später hat man die Mondlandung vergessen, nimmt den Mond, wie er ist. (…)

An gewissen Abenden sieht man die Milchstrasse besonders deutlich.

Heisse, persönliche, politische Themen werden vermieden. Die Gestirne bieten sich an. (…)

Müdigkeiten brechen aus, grosses Gähnen. Sittsam begibt sich Paar für Paar ins Haus …

Die Beschreibung der Sommergesellschaft hat für mich ihre Tücken. Ich weiss nicht, würden sich die einzelnen in dieser Brechung wiedererkennen. Ich weiss von allen zu wenig und zu viel. Ich kann die Jugenderinnerungen meiner Kinder nicht schreiben.“[6]

Die selbstkritische, respektvolle Zurückhaltung gegenüber den Andern, dringlich auf Grund der Nähe, erschien Walter Vogt wie selbstverständlich, gleichzeitig eine unbedenkliche Offenheit gegenüber sich selber, ferner die Freude am alltäglichen und am besonderen Zuhören, Sprechen und Schweigen, das Akzeptieren der Differenz körperlicher Gewohnheiten und individueller ästhetischer Bedürfnisse, das nicht tangiert werden darf, ebenso das Lustvolle beim gemeinsamen Essen und Trinken, selbst wenn die Art zu kochen ungleich ist. Für ihn waren dies, wie ich annehme, nicht Regeln, sondern schlichte Aspekte des Zusammenlebens, die sich in seinen Aufzeichnungen immer wieder finden, ungeordnet mal da und mal dort.

Beim Wiederlesen von Walter Vogts Aufzeichnungen drängte sich mir die Frage auf, ob diese „schlichten Aspekte des Zusammenlebens“ im Grunde genommen nicht ähnlich seien den Grundsätzen der „Generation, die ihre Zukunft revolutioniert“ und die im „Stürlerhaus“ eine selber entworfene Wohn- und Lebensgenossenschaft lebt? Ob nicht auch sie dem je individuellen, drängenden Bedürfnis nachkommen möchte, in der späten Lebensphase glücklich zu leben? Ob nicht zugleich das Bewusstsein mitwirkt, dass die Wunscherfüllung von der Zustimmung durch die Anderen abhängt, wie deren Glück von der eigenen Zustimmung? Dass gerade die Besonderheit und Ungleichheit der Kräfte die Reziprozität der Zustimmung braucht, auch in der Umsetzung der Pflichten nach Innen und nach Aussen?  Gewiss, die Frage stellt sich, wie diese Grundsätze sich bewähren können, wenn die Kräfte nachlassen, wenn Vergesslichkeit, Verwirrungen, Inkontinenz oder gar Demenz den Alltag bestimmen, wenn bei den einen das Regredieren ins Kindliche und ins Träumen stärker wird, bei den anderen Misstrauen und Angst überhand nehmen? Wie können schon vorher Konflikte gelöst werden, zum Beispiel wenn die Gartenarbeit oder das Reinigen der Treppen den einen überflüssig erscheint, den anderen nicht? Wenn sich am Sonntagmorgen ein ganz anderes Bedürfnis meldet als sich gemeinsam in der Küche einzufinden, möglicherweise im Bett liegen zu bleiben und dem Regen oder den Amseln zuzuhören, oder die Einladung anderer Freunde anzunehmen und wegzufahren? Wie lassen sich Grosszügigkeit und Sorgfalt realisieren, wenn beides ungleich verstanden wird?

Altern geschieht über Nacht, auf nicht planbare Weise, und offenbart sich im Wachzustand in körperlicher oder in geistiger Hinsicht möglicherweise mit befremdlichen Veränderungen, mit Verdunkelungen oder Überluzidität, doch meistens mit wachsender Abhängigkeit von Hilfeleistungen durch Andere. Für jeden Menschen ist es ein Vorantasten im Labyrinth des Nichtwissens, das erschrecken oder verblüffen kann. Niemand kann es für den Anderen tun, doch jeder und jede bedarf der Anderen, deren Wohlwollen und Unterstützung. Die Frage, ob und wie sich Gelassenheit und Vertrauen als stärkende Begleitkräfte finden lassen, wie sie nicht wieder verloren gehen, sondern im Verborgenen wie im Praktischen erhalten bleiben, so wie der Faden der Ariadne, der Theseus den  Ausgang aus dem Labyrinth ermöglichte, das lässt sich nur beantworten durch Zustimmung zum steten Dialog mit uns selber und mit jenen, mit denen wir das Altwerden teilen, zum achtsamen und liebevollen Dialog, zum stillen und zärtlichen, zum spielerisch schalkhaften und ernsthaften, zum Dialog, der „in der Schwebe halten kann“, was sich aus einem negativen Impuls heraus aufdrängen möchte und den Faden zerschneiden würde.

Der Ausgang aus dem Labyrinth ist ohne Zweifel das lichtvolle Weggleiten am Lebensende, das dem Älterwerden und Altsein die Erfüllung des Werdens ermöglicht.

 

Zürich, Mitte Mai 2014

[1] Walter Vogt (1927-1988). Vergessen und Erinnern. Altern. Romane. Benziger Verlag AG, Zürich 1992. S. 208-209

[2] Vogt. Altern. 1981 Zürich, Benziger Verlag. S. 350

[3] Walter Vogt. Dröx.Zeichnungen und ein Werkbericht. Mit einer Vernissage-Rede von Albert Hofmann und 21 Texten von Leo Navratil. 1987 Bern, Kurt Salchli Verlag

[4] Vogt. Altern. 1981 Zürich, Benziger Verlag. S. 243

[5] Vogt. Altern. 1981 Zürich. Benziger Verlag. S. 416

[6] Vogt. Altern. 1981 Zürich, Benziger Verlag. S. 239-40

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