Ältere Menschen – ihre menschliche und wirtschafltiche Situation im Alltag – ihr Abstimmungsverhalten – Möglichkeiten der Integration in eine Gesellschaft im Wandel

Ältere Menschen  –  ihre menschliche und wirtschaftliche Situation im Alltag – ihr Abstimmungsverhalten – Möglichkeiten der Integration in eine Gesellschaft im Wandel

 

Seminar in Olten am 26. Februar 1994

Forum gegen Rassismus

Workshop-Leitung: Maja Wicki:

 

  • Was fällt uns auf, wenn wir das Strassenbild in den Schweizer Städten betrachten? – Eine deutlich überwiegende Präsens älterer bis alter Menschen. Während jedoch die Lebenserwartung ständig ansteigt und die Mehrzahl der Menschen tatsächlich älter wird als noch vor wenigen Generationen, nimmt die Anerkennung der Werte älterer Menschen – ihrer Erfahrung, ihres Wissens – ständig ab. Im Wettbewerbsverhalten, das die Wirtschaft bestimmt, haben schon StellenanwärterInnen ab vierzig Jahren Mühe, einen Platz zu finden. Ältere und alte Menschen werden von den jungen zunehmend als Sand im Getriebe beurteilt, als soziale Last. Altersrenten machen einen beträchtlichen Teil des öffentlichen Haushalts aus, dazu verschlingt der Bau und der Betrief von Alters- und Pflegeheimen organisatorische und finanzielle Kräfte Geriatrie und geriatrische Chirurgie gehören zu den am breitesten ausgebauten medizinischen Fachgbieten.
  • Die zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft in Individuen und Kleinsteinheiten macht auch die generationenübergreifende Integration von älteren Mesnchen immer schwieriger. Was vor allem auf dem Land, in landwirtschaftlichen familiären Voraussetzungen in meiner Kindheit und Jugend eine Selbstverständlichkeit war, dass auch Grosseltern sinnvolle und nötige Aufgaben erfüllten, wird zur Seltenheit. Die Fragmentierung der Gesellschaft, die damit verbundene Ausgrenzung und Ghettoisierung der älteren und alten Menschen, zudem in vielen Fällen deren wirtschafltiche Schlechterstellung bis Verarmung bestimmen das düstere und traurige Bild unserer Gesellschaft. Ungeduldig und unwillig, häufig auch völlig verständnislos leben die jungen, aktiven Männer und Frauen an den alten vorbei, die dadurch noch verbitterter und ängstlicher werden.

(3) Neuere soziologische Erhebungen über den Einfluss des Alters auf das politische Verhalten belegen, was – mehr oder weniger – bekannt ist:

– dass von den jungen Erwachsenen zwischen 20 und 30 Jahren 45 % abstimmen gehen, von den älteren Menschen zwischen 60 und 70 Jahren 65%;

– dass die Stimmbeteiligung der älteren Männer um mindestens 5% höher ist als diejenige der Frauen;

– dass die Parteibindung der älteren Generation bedeutend höher ist als diejenige der jüngeren, die eher nach Sachfragen und nach “Köpfen” entscheiden. Lediglich die SP, die gemäss der Studie als einzige Partei ein einigermassen ausgewogenes Alters- oder Generationenprofil hat, verzeichnet einen stärkeren Zuwachs von jungen Mitgliedern;

– dass diese Parteibindung der älteren Leute sich vor allem den bürgerlichen bis den rechtsaussen Parteien – FdP, SVP und CVP – manifestiert, dies wiederum (vor allem bezüglich der Rechtsaussenbindung) in stärkerem Ausmass bei den älteren Männern als bei den Frauen, die eher noch bis etwa zum 60. Altersjahr Linksparteien unterstützen.

Gemäss wissenschaftlichen Prognosen sind in den nächsten 50 Jahren zunehmend Generationenkonflikte zu erwarten, da zu erwarten ist, dass die über Fünfzigjährigen die Jüngeren regelmässig überstimmen werden. (Schon 1994 scheiterte die Abstimmung über die Abschaffung der Armee – als Beispiel – am überdurchschnittlich hohen Nein der älteren Generation. Als mögliches Korrektiv schlug damals der St.Galler Dozent Silvano Möckli vor, das Stimm- und Wahlrecht der älteren Generation einzuschränken – ein Vorschlag, der in menschenrechtlicher Hinsicht nicht vertretbar ist).

(4) Bestehen andere Möghlichkeiten, das Stimmpotential der älteren Generation für fortschrittliche Anliegen des Zusammenleben zu nutzen?

– Wie wirken sich die unter (1) und (2) geschilderten Bestandesaufnahmen auf das Zusammenleben mit Fremden aus?

– Wie wirken die Erfahrungen des letzten Kriegs nach?

– Welche Faktoren fördern Fremdenangst auf spezifische Weise bei älteren Menschen?

– Welche Rolle spielen dabei bestimmte Medien, vor allem der “Blick”?

– Gibt es Möglichkeiten einer Korrektur?

– Welche positive Erfahrungen können ältere Menschen mit Fremden machen? (In Spitälern, Pflegeheimen, in Restaurants; Hinweis auf den Film des Bankraubs der alten Dame zu Gunsten des jungen Sarden!)

– Wie ist gerade hinsichtlich der kommenden Abstimmung vorzugehen? (Einbezug der AusländerInnenvereine in den einzelnen Orten; Einladung von älteren Menschen in Durchgangszentren und Asylbewerberheime etc.).

– Welche Argumente gegen das Referendum gelten insbesondere für ältere Menschen?

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