Mit der höflichen Bitte um Weiterleitung an den Präsidenten der Republik Philippinen: Ungeklärte Verschleppung von James Balao am 17. September 2008
Dr. Maja Wicki-Vogt / amnesty international
Bellerivestrasse 221 CH – 8008 Zürich
Botschaft der Republik Philippinen
Kirchenfeldstrasse 73-75
3005 Bern
Mit der höflichen Bitte um Weiterleitung an den Präsidenten der Republik Philippinen:
Ungeklärte Verschleppung von James Balao am 17. September 2008
Zürich, 25. Februar 2011
Sehr geehrter Herr Präsident
Am 17. Septemebr 2008 wurde James Balao, der für die Rechte der indigenen Bevölkerung eintrat, in der philippinischen Stadt Baguio entführt. Von Zeugen wurde bestätigt, wie uniformierte, bewaffnete Männer ihn vor seinem Haus in einen weissen Transporter stiessen.
James Balao hatte 1984 zusammen mit anderen Menschenrechtsvertretern die Indigenenorganisation Cordillero Peoples Alliance gegründet. Seither widmete er sich der Erforschung der indigenen Rechte, insbesondere der Landrechte, und trug zu den entsprechenden Artikeln des Entwurfs für die philippinische Verfassung von 1988 bei.
Vor seiner Verschleppung hatte James Balao seiner Familie in einer e-mail detaiiliert beschrieben, wie er seit Juni 2008 beschattet wurde. Er erwähnte, wie ein blau-weisser Transporter ihm überallhin folgte.
In den vergangenen Jahren wurden Menschen, die unter ähnlicher Beobachtung standen, später aussergerichtlich hingerichtet. Während des letzten Jahrzehnts waren es 200 Fälle von Menschen, deren Verschwinden ungeklärt blieb. Die höchste Anzahl hatten diese Verbrechen unter dem Kriegsrecht der 1970er Jahre erreicht. Von 1600 Fällen weiss man, dass sie bis heute nicht aufgeklärt wurden.
Der philippinische Kongress hat leider, abgesehen von einer kurzen allgemeinen Anfrage zu Fällen des Verschwindenlassens von Menschenrechtsaktivisten und –aktivistinnen im Jahr 2008, bislang keine Initiative ergriffen. Die Regierung hat zwar 2010 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um den Anschuldigungen über Verschwindenlassen und staatlichen Mord nachzugehen, doch zum Schicksal von James Balao liegen bis heute keine neuen Erkenntnisse vor.
Ich bin sehr besorgt über diese Tatsache und ersuche Sie dringlich, die Aufklärung prioritär zu behandeln und diese gründlich und unparteiisch im Sinn der menschenrechtlichen Verpflichtung Ihrer Funktion zu untersuchen. Falls James Balao sich noch in Haft befindet, ersuche ich Sie, sich dafür einzusetzen, dass er von Folter und anderen Misshandlungen geschützt wird und bedingungslos freigelassen wird, falls nicht eine international als Straftat anerkannte Handlung nachgewiesen werden kann.
Hochachtungsvoll