Diejenigen, die blieben, konnten nicht leben, weil die Macht in den Händen von Kriminellen ist.

Diejenigen, die blieben, konnten nicht leben, weil die Macht in den Händen von Kriminellen ist.

 

Ich heisse M. J. Ich bin am 16. 08. 1951 in Koprivna in der Nähe der Stadt Modrica (Bosnien) geboren. Vor dem Krieg lebte ich in Modrica. Ich hatte die Berufsschule besucht, aber nie in einem Beruf gearbeitet. In der Schweiz habe ich Deutsch sprechen gelernt. Ich bin geschieden und habe vier Söhne: S. (studiert in Kanada), N. (lebt als Flüchtling in Serbien, wo er studieren kann), St. und M. sind hier bei mir. Wir leben in der Schweiz seit drei Jahren, nun in Zürich. St. ist 19 Jahre alt, er konnte einen Deutschkurs und ein Werkjahr besuchen. Er wünscht, hier weiter zur Schule zu gehen, hier zu bleiben. Aber wir haben das F-Visum. M. ist krank, er hat eine cerebrale Lähmung.

Meinen ehemaligen Wohnort kontrollieren die Serben. Ich bin selber Serbin, aber ich kann nicht ausschliesslich mit Serben zusammenleben. Ich habe gelernt, mit Menschen aus allen Nationen zu leben.

Mein Haus und mein Dorf sind zerstört. Diejenigen, die im Dorf zurückgeblieben sind, können nicht leben, weil die Macht in den Händen von Kriminellen ist. Bei den Armen herrscht Hilflosigkeit. Niemand hat eine Perspespektive, eine alleinstehende Mutter schon gar nicht. Medizinische Versorgung gibt es kaum. Mein kranker Sohn kann ich Bosnien nicht geheilt werden. Er kann in Bosnien auch nicht zur Schule gehen. Hier geht er in die Schule. M. hat nur hier eine Chance, sein Leben zu leben. Eine Rückkehr nach Modrica wäre eine Katastrophe.

Ich war mit den zwei Söhnen nach Kroatien geflüchtet, wir befanden uns im Lager Gasinci. Dank R. W., der einen Konvoi für Flüchtllinge organisiert hat, kam ich von dort weg und kam hierher.

Hier geht es uns gut, meinen Kindern und mir. Ich konnte mich vom Krieg erholen. Hier kann ich mit Menschen aus allen Nationen zusammenleben, hier sind alle gleichberechtigt. Wenn es in meiner Heimat so wäre, könnte ich wieder froh sein. Ich möchte selbständig sein, einen Job haben. Dafür wäre es gut, die Sprache besser zu lernen und einen Pflegerinnenkurs zu besuchen.

Eine Rückkehr nach Bosnien kann nur in Frage kommen, wenn die Verhältnisse wieder so sind wie vor dem Krieg: ohne ausschliessliche und feindselige Aufteilung unter irgendwelche Ethnien, ohne Ausschluss und ohne Bedrohung von Menschen.

Die Schweiz ist ein demokratisches Land. Ich wünsche, hier bleiben zu können.

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