Fabrikarbeiterinnen – Photos von Monique Jacot – Eröffnung der Ausstellung in Rapperswil am 5. Januar 2001

Fabrikarbeiterinnen

Photos von Monique Jacot

Eröffnung der Ausstellung in Rapperswil am 5. Januar 2001

 

Ma chère Monique

Sehr geehrter Herr Roellin

Verehrte Damen und Herren

 

Es bedeutet mir viel, die Ausstellung der Photos von Monique Jacot über die Fabrikarbeiterinnen und über deren alltägliche Existenzbedingungen hier in Rapperswil eröffnen zu dürfen. Was vor zwölf Jahren begonnen hat und während zehn Jahren mit grosser Intensität zustande kam – während jeder Jahreszeit, in allen Regionen der Schweiz, verbunden manchmal mit weiten Reisen, oft unter komplexen Bedingungen, teilweise unter Erschwernissen und Kontrollen durch die Fabrikchefs, immer aber mit der spürbaren Zustimmung der Arbeiterinnen, welche Monique Jacot’s Sorgfalt und menschliche Wärme spürten, die auch spürten, häufig durch Gespräche, dass es um die Bedeutung ihrer eigenen Arbeit in diesen Fabriken ging, um sie selber, und nicht um einen Gewinn der Fabrik – alle diese Erforschungen, Beobachtungen und Kontakte ergänzten einander und fügten sich zur Dokumentation zusammen, die nun hier ausgestellt ist.

Als diese photographische Dokumentation vor zwei Jahren das erstemal in Lausanne der Öffentlichkeit gezeigt wurde, da schien mir, war das Bewusstsein deren historischen Bedeutung auf eindrückliche Weise spürbar. Frauenleben unter dem gewinnorientierten Druck der Steigerung des Arbeitstempos, unter der extremen Luftverschmutzung und den damit verbundenen Atembeschwerden durch Staub oder Chemikalien, unter dem unerträglichen Lärm der Maschinen, unter den schmerzhaften Folgen körperlicher Verspannung, unter den Einschränkungen von Austausch, unter Gesprächsarmut und Isolation – all dies hat sich bis in unsere Zeit seit über zweihundert Jahren nur zum Teil durch technologische Entwicklung verändert, in vielen anderen Teilen aber fortgesetzt und zugespitzt. Für mich war das ganze Ausmass dieser Erfahrungen aufwühlend. Mir wurde bewusst, dass trotz aller Modernisierungen, trotz der kulturellen und politischen Veränderungen, trotz des Zustandekommens der Menschenrechtserklärung nach dem Ende des 2. Weltkriegs und aller damit verbundenen – auch durch Fabrikarbeit damit verbundenen – menschlichen Erschöpfung und Zerstörung, trotz all diesen Entwicklungen blieb die industrielle Ausbeutung der Frauen eine Realität unserer Zeit. Aufwühlend war beim beobachtenden Gang durch die Fabriken auch, immer wieder begleitet durch einen Austausch mit einzelnen der Frauen, dass trotz aller Ausbeutung ein gegenseitiges Interesse wach blieb, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und eine grosse kenntnis von einander.

So viel hat Monique Jacot über die gesellschaftlichen Bedingungen der Frauen in einem enormen vielseitigen Fächer von Bildern festgehalten. Schon Jahre vor den Photographien der Fabrikarbeiterinnen hatte sie die schweren, aber naturnahen und kreativen Arbeits- und Lebenszusammenhänge der Bäuerinnen photographiert. Aus einem Teil dieser Bilder entstand mit Texten von Christophe Gallaz ein sehr besonderes, wertvolles Buch. Etwa gleichzeitig wie ihre ersten Wege zu Fabriken und durch Fabriken fand der leidenschaftliche, sowohl kämpferische wie faszinierend spielerische Einsatz von Frauen aller Altersgruppen und aller Standeszugehörigkeit beim Frauenstreiktag vom 14. Juni 1991 statt. Damals setzte unser Austausch und unsere Zusammenarbeit ein, erinnerst Du Dich, liebe Monique? – durch viele Telephongespräche und eine erste Begegnung in Bern, eine Zusammenarbeit, die immer stärker geprägt war durch die Besonderheit unserer immer wieder von Verlässlichkeit und zunehmend von Freundschaft geprägten Verschiedenheit der Arbeit wie der Ähnlichkeit und Nähe der damit verbundenen Werte. Das kleine zweisprachige Buch, zu welchem unsere Bundesrätin Ruth Dreifuss das Vorwort schrieb, ist ein Beispiel für das, was uns gemeinsam bewegt: die Intensität der Arbeit.

Ihnen, meine Damen und Herren, danke ich, dass Sie sich für die wichtige photographische Dokumentation, welche in der Aussellung gezeigt wird, interessieren. Eventuell stossen Sie beim Betrachten der Bilder auf Spuren oder auf Zusammenhänge ihrer eigenen Lebensgeschichte oder jener von Menschen, die Ihnen nahestehen. Ich wünsche Ihnen herzlich, dass Sie dabei die Bedeutung des gelebten Lebens auch unter schwierigen Bedingungen spüren, auch dass Sie einander eventuell Erinnerungen und Geschichten, die damit zusammenhängen, erzählen können.

 

Ich will zum Abschluss meiner Einführung Ihnen einen Auszug aus meinem Text lesen, mit welchem ich Monique Jacots?s Dokumentatio begleitet habe: die letzten zwei Seiten (S. 29 unten bis S. 31).

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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